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Berührung macht Sinn

Mit einer Mischung aus Achtsamkeit und Sorge erlebe ich das nun schon seit Monaten propagierte und praktizierte Physical Distancing. In einer tendenziell auch schon vorher berührungsarmen Gesellschaft gelten körperliche Nähe, Umarmungen und Händeschütteln nun als gesundheitsgefährdend.
Wenn wir den Blick ganz auf das Virus und die Vermeidung seiner Ausbreitung richten, macht das Sinn. Das steht ausser Frage.

Doch blicken wir als Gesellschaft auch ausreichend auf das, was die monatelange Distanziertheit mit uns macht? Mit alten und kranken Menschen, mit Kindern, mit Alleinlebenden? Nicht zu berühren und nicht berührt zu werden beraubt Menschen einer essentiellen sinnlichen Erfahrung und letzlich auch eines Erlebens von Sinn.
Und so trägt die gebotene Distanz in Kombination mit finanziellen Sorgen, Angst vor Ansteckung und nervlicher Überlastung zu einer potentiell ebenso krankmachenden Situation bei. Nicht überraschend erhöhte sich die Anzahl von Depressionen und Angststörungen während der Pandemie signifikant.

Mehr denn je scheint achtsame Berührung wichtig!
Was bedeutet das in der momentanen Zeit?
Mein Eindruck ist, es braucht große Wachheit und Feingefühl um in unterschiedlichen Begegnungen mit dem rechten Maß an wohltuender Nähe und nötiger Distanz umzugehen. Es heißt nicht, dass uns die hygienischen Empfehlungen egal sein sollen und wir uns rigoros darüber hinwegsetzen. Aber vielleicht gibt es Situationen, wo desinfizierte Hände und das Tragen einer Maske, vielleicht sogar ein negativer Covid-Test und die vorbereitende Kommunikation es doch möglich machen, einem anderen Menschen eine Berührung zu schenken, die er oder sie gerade braucht. Unsere Kreativität und unsere Achtsamkeit können uns hier gute Wegweiser sein.

Berührungen schenken emotionale Nahrung, Zugehörigkeitsgefühl, Spannungsabbau, Zuversicht, Sinn….!
Vergessen wir sie nicht, hüten wir sie als kostbares Gut des Mensch-Seins und lassen wir sie bei allem hygienischen Verantwortungsbewusstsein nicht anhaltend aus unserem Leben verschwinden!

Wir hier im Institut für Integrative Körperarbeit erinnern immer wieder gerne daran.
Mit Herz und Händen,
Ingrid Huber