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„Alles ist gut, wenn man es nur tief genug anschaut“

… dieser Satz eines Philosophen in Bezug auf die derzeitigen Krisen berührt mich und regt zum Nachdenken an. Liegt nicht die spaltende Dynamik in der Gesellschaft vor allem darin, dass wir reflexartig in Kategorien von Gut und Böse denken? Dass wir uns denen zuteilen, die recht haben im Gegensatz zu denen, die nicht recht haben? Dass wir „die anderen“ unvernünftig oder leichtgläubig oder böswillig nennen? In Höchstgeschwindigkeit fliegen die Urteile von einem Lager ins andere und zurück.

Ich gebe zu, die letzten Wochen der allgemeinen Uneinigkeit im Umgang mit der Pandemie haben mich geistig und emotional belastet. Sehr herausfordernd finde ich, das eigene Mischmasch von Gefühlen, Wahrnehmungen,  Gedanken, Befürchtungen etc. in eine Ordnung zu bringen. Es ist nicht angenehm, die eigenen Ängste zu spüren, Entscheidungen der Regierung als bedrohlich zu erleben, keinen Ausweg aus der langen Krise zu sehen.
Nun also der Satz: „Alles ist gut, wenn man es nur tief genug anschaut“.
In die Tiefe gehen, das war mein Ansatz in den letzten Tagen.

 

Mich bei jedem Gefühl und Gedanken fragen:
„Was liegt drunter?“
„Wo in mir ist der Ursprung z. Bsp. für das Gefühl der Bedrohung? Gibt es da Vorerfahrungen in meiner Biografie? Handelt es sich gerade wirklich um meine eigenen Gefühle oder gibt es da ‚Geschichten‘ aus dem Kollektiv?
„Was ist meine Wahrnehmung? Ist sie klar? Oder ist sie eingefärbt von Vorurteilen oder Bedürfnissen oder Befürchtungen?“
„Liegt in einem Gefühl der Enge oder Bedrängnis etwas Gutes?“ Wenn ich dieses Gefühl als Impuls sehe, mich selbst innerlich zu weiten, meinen Atemraum einzunehmen und mich an Verbundenheit zu erinnern, dann habe ich nicht weggeschaut. Dann bin ich nicht weggerannt. Dann habe ich mich nicht dagegen gewehrt. Dann ist es gelungen, das Gefühl tief genug anzuschauen.

Kann ich auch in die Tiefe schauen, wenn es um die Meinungen derer geht, die nicht meiner Meinung sind? Wenn es um Ängste geht, die ich selbst nicht nachvollziehen kann? Es gibt momentan viele Gelegenheiten, zu üben … tief hinzuschauen und das Gute zu finden.

 

Viel Glück und Shalom, Eure Ingrid Huber