Wir machen die Erfahrung, dass es nicht immer einfach ist, das Erleben von Ganzheit – eine essenzielle Erfahrung in Integrativer Körperarbeit – mit Worten zu beschreiben. Im kartesianischen Weltbild gibt es eine strikte Trennung zwischen Körper und Geist. Diese Sicht hat viele Jahrhunderte lang das Denken und damit auch Sprache geprägt. Seit vielen Jahrhunderten gibt es den Körper und gibt es einen Geist. Aber haben wir auch Wörter, die die Einheit von beiden beschreiben?
Ein Menschenbild, das die Einheit von physischen, geistigen und seelischen Prozessen anerkennt, braucht eine neue Sprache. In östlichen Weisheitslehren finden wir Worte, die schon seit Jahrtausenden Erfahrungen und Wirklichkeit beschreiben. Aber wie ist es in unseren westlichen Traditionen? Gibt es hier alte oder neue Worte, die wir verwenden können?
Hier eine Sammlung von Wörtern, die uns helfen, somatische Wirklichkeit auszudrücken:
Leib
Das Wort Leib war im Deutschen ursprünglich das Wort für einen lebendigen Menschen, es kommt von dem althochdeutschen lib, das gleichbedeutend mit Leben ist. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts griffen es die Leibphilosophen wieder auf, um zu beschreiben, dass der lebendige Körper immer auch Ort unserer Empfindungen, Emotionen und Beziehungen zu Menschen und zur ganzen Welt sind. Sie sprechen vom Leib als vom „In-der-Welt-sein“. Eine Trennung tritt erst durch den Tod ein.
Körper
Etymologisch gesehen ist der Körper ein lebloses Objekt, corpus ist das lateinische Wort für Leichnam. Wir verwenden Körper als den Aspekt von uns, der messbar ist, der objektiv betrachtet oder auch durch Eingriffe verändert, optimiert, korrigiert werden kann.
Somatics
Der amerikanische Bewegungslehrer und Philosoph Thomas Hanna prägte den Begriff „Somatics“ in den 70er Jahren. Er definierte in seinen Schriften Somatics als das „Feld, in dem das Soma erforscht wird, das heißt, der von innen, durch Selbstwahrnehmung wahrgenommene Körper.“
Soma
Im Sinne der Somatics hat Thomas Hanna das griechische Wort Soma ausgewählt, um im Gegensatz zum englischen Wort Body die Anwesenheit von Bewusstsein und Wahrnehmung zu beschreiben.
(In der westlichen Schulmedizin wird das Wort Soma allerdings verwendet, um den physischen Teil des Menschen im Gegensatz zu seiner Psyche zu benennen. Oh jeh, wie kompliziert…!)
Für mich, Ingrid Huber, sind Leib und Soma Bezeichnungen für Wahrnehmungs- und Bewusstseins-Prozesse. Der Körper stellt eher die biochemischen und elektromagnetischen Prozesse dar. Beide wirken ineinander und miteinander.
Body-Mind
Bonnie Bainbridge Cohen, eine Pionierin im Feld der Somatics, hat ihre Methode Body-Mind Centering® genannt. Mit Body-Mind versuchte sie auszudrücken, dass Body und Mind von unterschiedlicher Stofflichkeit, aber auf jeden Fall verbunden sind. Sie schreibt jedem Gewebe eine eigene Art von Bewusstsein, ein eigenes Body-Mind, zu. Mit Centering beschreibt sie den kontinuierlichen Prozess, in dem sich alle physischen und feinstofflichen Vorgänge ständig befinden. Mmm, und das dürfen wir begleiten, wenn wir Menschen berühren! Alles fließt…
Embodiment
Mit Embodiment beschreiben wir einerseits die konkreten Aktivitäten der Bewusstwerdung durch Bewegung, Berührung, Atem, Stimme und stille Wahrnehmung.
Andererseits ist Embodiment auch das Ergebnis dieses “Verkörperungs“- Prozesses:
die durchlässige Kommunikation zwischen innerem und äußerem Erleben. Die bewusste, lebendige Präsenz im eigenen Leib.
Embodiment hat also auch mit Zeitqualität zu tun: mit der Fähigkeit, im Hier und Jetzt zu sein!
Auch Sprache will verkörpert sein. Welche Worte können wir mit persönlichem Erleben füllen? Mit welchen Worten resonieren wir? Welche fühlen sich sperrig an? Es ist ein kontinuierlicher Prozess, den ich spannend finde und den ich beobachte während ich all diese Worte verwende….
Wenn du dich noch mehr für die Hintergründe von Somatischen Methoden und Integrativer Körperarbeit interessierst, seien dir unsere Masterarbeiten empfohlen, die du im Download-Bereich findest.

